Die Landräte von Nordsachsen und Anhalt-Bitterfeld, Kai Emanuel und Andy Grabner, haben in einer gemeinsamen Erklärung die Landesregierungen von Sachsen und Sachsen-Anhalt dazu aufgefordert, mehr als zehn Jahre nach der letzten Flutkatastrophe dringende Maßnahmen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes an Mulde und Seelhausener See endlich anzugehen. Am Lober-Leine-Kanal bei Löbnitz erläuterten die beiden Kommunalpolitiker heute (10.12.) vor Medienvertretern ihr Anliegen.
„Seit dem Ende des Braunkohletagebaus hat die Region sowohl in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung als auch in der allgemeinen Lebensqualität eine deutliche Aufwertung erfahren. Insbesondere mit Blick auf die Schäden durch die Hochwasser 2002 und 2013 ist die Beseitigung bekannter Schwachstellen im Hochwasserschutz und die abschließende Sanierung und Gestaltung der bergbaulich veränderten Gewässer aber zwingende Voraussetzung für eine nachhaltige regionale Entwicklung“, begründen die Landräte. Nach wie vor bestehe ein hohes Risiko, dass die Mulde in den Großen Goitzschesee und Seelhausener See durchbrechen könne.
Als Schwachstelle gilt der im Zuge des Bergbaus künstlich geschaffene Lober-Leine-Kanal, der genau auf der Trennlinie zwischen beiden Seen verläuft und in die Mulde mündet. „Aus fachlicher Sicht wären eine Rückverlegung des Lobers in sein altes Bett und damit die Einleitung in den Neuhauser See sowie die Einleitung der Leine in ihr altes Bett bei Sausedlitz und die dann folgende Einleitung in den Seelhausener See die beste Variante“, heißt es in der Erklärung. Der Rückverlegung des Lobers in sein altes Bett würden aber Vorbehalte des BUND in Sachsen-Anhalt entgegenstehen.
Als Kompromissvariante schlagen die Landräte deshalb vor, den Lober-Leine-Kanal in den Seelhausener See einzuleiten und damit zumindest den sensiblen, hochwassergefährdeten Abschnitt zwischen den Seen abzutrennen. Sie fordern, dass die Länder diesbezüglich eine Entscheidung treffen. Danach müsse der Rückbau zügig beginnen und der Bereich hochwassertechnisch gesichert werden. Zudem sollen sowohl ein steuerbares Überleitbauwerk zwischen den Gewässern als auch ein regulierbarer Polder von der Mulde in den Seelhausener See entstehen, damit kontrolliert Wasser abfließen kann. „Wir brauchen erkennbare gemeinsame Aktivitäten der beiden obersten Wasserbehörden der Länder zur Koordinierung und Umsetzung der notwendigen Maßnahmen – und zwar jetzt, bevor es zur nächsten Flutkatastrophe kommt“, so Emanuel und Grabner.